Paralympische Winterspiele von Oberhammer bis Bertagnolli: alle italienischen Goldmedaillen

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Gianmaria Dal Maistro aus Italien nimmt am Männer-Slalom-Super-Kombination im Stehen während des 9. Tages der Winter-Paralympics 2010 in Vancouver am Whistler Creekside am 20. März 2010 in Whistler, Kanada, teil. (Foto von Jamie McDonald/Getty Images)

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Eine Erfolgsgeschichte ‒ von Innsbruck 1988 bis Peking 2022 ‒ mit außergewöhnlich zahlreichen Champions, die die italienische Flagge auf die höchste Stufe des paralympischen Podiums gebracht haben

Die Geschichte Italiens bei den Paralympics nahm vor langer Zeit ihren Anfang. Sie entstand schrittweise und wurde dank der Leistungen großer Talente, Champions und Meister ermöglicht, die viele Kapitel des italienischen Sports geschrieben haben.

 

Cagol ging leer aus, aber war ein Pionier der Piste

Mit Maurizio Cagol, dem einzigen italienischen Teilnehmer an den Spielen im Jahre 1980 in Geilo, der sich im Riesenslalom als 32. und im Slalom 1A als 22. platzierte, war nämlich der erste Schritt getan. Er bekam keine Medaille, aber er hatte die große Ehre, den Weg zu den sechzehn Goldmedaillen zu ebnen, die Italien gewinnen sollte. 

 

Innsbruck 1988: Als die dreifarbige Flagge Italiens „vergoldet“ wurde

Bruno Oberhammer verfehlte den Sieg 1984 nur knapp, schon damals in Innsbruck. Er musste sich mit einer Bronzemedaille in der Kombination begnügen ‒ ein denkwürdiger Moment, denn es handelte sich um die erste Medaille für Italien bei den Winter-Paralympics.

Sein Traum ging vier Jahre später in Erfüllung, als er sich als harter Gegner erwies und in der Freien Abfahrt und im Riesenslalom B3 (Sichtfeld zwischen 5 und 20 Grad) eine Goldmedaille errang. In der gleichen Kategorie B3 konnte auch Paolo Lorenzini einen Erfolg verbuchen und bestieg nach dem Para-Langlauf über 30 Kilometer das Podium.

 

Nagano 1998: Für Oberhammer gab es kein Halten, Zanotti feierte

Es vergingen zehn Jahre, ein relativ langer Zeitraum, in dem unsere Athleten zwischen den Paralympischen Spielen von 1992 in Albertville und 1994 in Lillehammer zwar gute Ergebnisse erzielten, aber keine Goldmedaille errangen.

1998 sorgte Oberhammer in Nagano noch einmal für Überraschung und holte sich das Gold im Spezialslalom B1 (Gianmaria Dal Maistro gewann eine Bronzemedaille). Im folgenden Jahr zog er sich vom Wettkampf zurück und gilt heute zu Recht als einer der Größten in der Geschichte der paralympischen Nationalmannschaft Italiens.  

Die olympischen Wettkämpfe in Japan brachten Italien zwei weitere Goldmedaillen ein, die dem Athleten Angelo Zanotti zu verdanken waren, der auf keinem seiner Augen sehen kann und schon bei den Paralympischen Sommerspielen in Seoul '88 und in Barcelona '92 hervorragende Ergebnisse erzielt hatte: In Nagano trug er jedoch im Riesenslalom und im Super-G der Kategorie B1 den sieg davon.  

 

Salt Lake City 2002: Ruepps Zugabe und der Höhepunkt von Zardini

Die italienische Mannschaft nahm mit einer Abordnung von dreizehn Athleten an den Paralympischen Spielen in Salt Lake City, USA, teil. Im Mormonenstaat war Roland Ruepp der große Star und durfte sich nach seinem Debüt in Lillehammer und der Silbermedaille in Nagano in Utah über eine zweifache Goldmedaille freuen: Zuerst gewann er die 5 km in Sitski und einige Tage später zum zweiten Mal, und zwar die 10 km, beide in der Kategorie LW11 (Behinderung der unteren Gliedmaßen).  

Und es gab einen weiteren Erfolg zu verzeichnen: den von Fabrizio Zardini, der in der Kategorie Super-G LW11 die höchste Stufe des Podiums erklomm. 

Zardini

Turin 2006: Gianmaria brach das Tabu, Silvia machte das Rennen

Nach einer sehr langen paralympischen Erfahrung ging es immer knapp am Erfolg vorbei: Gianmaria Dal Maistro kam nach drei Silber- und einer Bronzemedaille nach Turin, um dieses Tabu endlich zu brechen.

Er schien im Super-G B3 weiterhin vom Pech verfolgt zu sein, als er hinter dem Deutschen Gerd Gradwohl ins Ziel kam, der aber anschließend wegen der vorschriftswidrigen Distanz zu seinem Guide disqualifiziert wurde: Diesmal war Gianmaria das Gold sicher. 

Ein weiterer historischer Moment bei den italienischen Paralympischen Spielen ist Silvia Parente zu verdanken. Auch sie gewann nicht zum ersten Mal, sie hatte in ihrer Laufbahn bereits eine Bronzemedaille in Lillehammer vorzuweisen, aber daheim wollte sie ein noch ehrgeizigeres Ziel in Angriff nehmen. Das gelang ihr mit dem Sieg im Riesenslalom B1, der ihr als erster Italienerin der Geschichte bei den Winter-Paralympics Gold einbrachte, und mit drei weiteren Bronzemedaillen in Abfahrt, Super-G und Slalom. 

Gianmaria Dal Maistro

Vancouver 2010: Francesca wird zur Ski-Legende

Nachdem in Turin 2006 zufriedenstellende Ergebnisse verzeichnet werden konnten, hatte es das italienische Team in Kanada schwerer. Am letzten Tag der Paralympischen Spiele in Vancouver war noch immer keine Goldmedaille in Sicht.

Der Funken entzündete sich dank Francesca Porcellato, einer Medaillen-Spezialistin, und brachte die Wende: Sie hatte bereits fünf Medaillen in der Leichtathletik bei den Paralympischen Sommerspielen gesammelt (die ersten 1988 in Seoul), aber bei den Winterspielen hatte sie noch nie auf dem Podium gestanden. Dieses Versäumnis holte sie mit dem Para-Langlauf nach, bei dem sie den 1-km-Sprint in der Kategorie LW10-12 gewann. Mit diesem Erfolg reihte sie sich endgültig unter die Legenden des italienischen Sports ein.  

Francesca Porcellato aus Italien feiert, als sie Gold im Finallauf des 1-km-Sprintrennens im Sitzen der Frauen beim zehnten Tag der Winter-Paralympics von Vancouver 2010 im Whistler Paralympic Park am 21. März 2010 in Whistler, Kanada, gewinnt.

Pyeongchang und Peking: Der Höhenflug von Bertagnolli

Die Geschichte weist eine Lücke auf, ein negatives Kapitel für Italien im Buch der Paralympischen Spiele: Bei Sotschi 2014 wurde der Tiefpunkt erreicht, als Italien keine einzige Medaille nach Hause bringen konnte.

Pyeongchang bot sich als Gelegenheit an, um einen Gang zuzulegen, und wurde von Giacomo Bertagnolli wahrgenommen, der sich dem olympischen Wettkampf stellte und die Erwartungen nicht enttäuschte. Zuerst besiegte er die Konkurrenten im Spezialslalom B1-B3, dann war er im Riesenslalom, der drei Tage später stattfand, fünf Sekunden schneller als der Erste seiner Mitstreiter.  

Aber das Märchen von Bertagnolli endete nicht mit den Paralympischen Spielen in Korea: Er bewies seine Überlegenheit als Skisportler mit einem Weltcup, drei Weltcups in der Abfahrt, zwei im Super G, einem im Slalom und einem im Riesenslalom.

In Peking war er der Fahnenträger der italienischen Mannschaft, und es wurden große Erwartungen in ihn gesetzt. Nach einem negativen Ergebnis in der Abfahrt (bei der er nur Sechster wurde) gewann er Bronze im Super-G: Nun war das Eis gebrochen, und er setzte seine Legende fort, indem er die Super-Kombination und den Spezialslalom für behinderte Sportler gewann. Damit errang dieser Mann, der bereits der stärkste italienische Sportler in der Geschichte der Winter-Paralympics war, zum vierten Mal in seiner Laufbahn eine Goldmedaille. Und auch in Mailand Cortina wird er wieder ein Star sein.

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